Die von Franz Löser in Mundart gesetzte und von Hugo von Hofmannsthal genehmigte Fassung des Mysterienspieles "Mondseer Jedermann" wird in Mondsee seit dem Jahre 1922 jährlich aufgeführt. Die für die breite Bevölkerung auf diese Art ins ländliche Milieu verlegte Fassung übertrifft wohl das Gegenstück in Salzburg in mancherlei Hinsicht.
Während der Salzburger Jedermann mitunter sehr überzogene und moderne Züge zeigt, will die Mondseer Fassung die Bauern- und Bürgerkultur mit Tradition betonen. Der Umstand, dass die allegorischen Figuren weitgehend in Originalsprache belassen und nur die natürlichen Figuren in Mondseer Dialekt gesprochen werden, verleiht dem Spiel einen eindrucksvollen Charakter. Das Zusammenspiel von mundartlicher Sprache einerseits und der klassischen Sprache Hofmannsthals andererseits, heimatlicher Tracht, der einmaligen Naturbühne im ehemaligen gräflich Almeidaschen Schlosspark (jetziger Karlsgarten) und nicht zuletzt die jahrzehntelang gewachsenen Tradition, ergeben eine Symbiose von ganz besonderer Qualität.
Das Mondseer Spiel hat diese Eigenheit bis heute beibehalten, ja zu einer Vollendung gebracht, die sie zu einer künstlerischen Einrichtung ersten Ranges empor hebt. Die Darsteller sind Laienschauspieler und können in eindrucksvoller Weise das wiedergeben, was das Stück auszusagen hat. Nämlich jenes Zeitlose, den Menschen berührende und Jedermann betreffende Urmysterium, das mit rationalem Denken wohl nie erklärbar sein wird.
Aufnahmen von 1922. Josef Bunk als Jedermann, Anna Haustätter als Werke und Karl Stuchl als Mammon.
Möge ein Wort von Max Reinhard, der 1933 den "Mondseer Jedermann" sah, auch für unsere Aufführungen zutreffen:
"Es ist kaum zu glauben, dass es unweit von Salzburg noch einen weiteren so guten Jedermann gibt, dies ist ein glückliches Theater!".
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